Kommentar zur 6-Quartale-Voraus-Projektion
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Prognose vom 02. März 2023 Gesamteindruck: Auch bei Berücksichtigung der in diesem Jahr abfließenden 30 Mrd. Euro aus dem Sonderverögen der Bundeswehr und der inzwischen abrufbaren Energiekostenhilfe von ca. 14 Mrd. Euro: Der in den Daten steckende Trend lässt sich kaum abschwächen: Die deutsche Wirtschaft gerät 2023/24 in eine mittelschwere Rezession. Zwar nimmt der Außenbeitrag wieder zu, aber die nun spürbaren Restriktionen bei den Konsumausgaben und beim Häuserbau machen sich 2023 bemerkbar. Hinzu kommt die Entwertung des Geldes durch eine außer Kontrolle geratene Inflation. Von der epidemiologischen Krise, der nachlässig bekämpften Inflation und den Sanktionen gegen Russland betroffen sind klarerweise auch die Staatsfinanzen. Die Defizitquote des Staates wird 2023 auf 7,3 Prozent des BIP steigen, was einge Zweifel an der Einhaltung der sog. Schuldenbremse aufkommen lässt. Wenn sich die Rezession tatsächlich bis ins kommende Jahr erstrecken wird, steigt die Defizitquote noch etwas an. Die Rahmenbedingungen: Das Modell unterstellt im Prognosezeitraum einen konstanten Dollarwert des Euro bei 1,08 US-$. Der langfristige Zinssatz liegt bei 2 Prozent und der Kurzfristzinssatz verharrt in den nächsten zwei Jahren bei 2,5 Prozent. Die Geldmenge M1 wächst nach einer kurzen Pause etwa genauso schnell wie bisher. Der Ölpreis schwankt zwischen 80 und 100 US-$. Es wird unterstellt, daß der DAX vorerst keinen größeren schockartigen Einbruch erleidet. Der deutsche Staat unterstützt 2023 den privaten Konsum mit 14 Mrd. Euro und gibt 30 Mrd. Euro für den Kauf von Rüstungsgütern aus. Die Unsicherheit einer Prognose inmitten einer Pandemie, einer ausufernden Inflation und unter den Bedingungen eines heißen Krieges in Europa ist kaum abzuschätzen. Besonders problematisch ist die Vorhersage der Arbeitslosenzahlen. Unterschiedlich spezifizierte Verhaltensgleichungen, die aber gleich gut zu den bisherigen Daten passen, haben für die Zukunft widersprüchliche Verläufe produziert. Hier ist die plausibelste Variante berichtet worden: Zunächst leicht fallende Arbeitslosenzahlen bei einer wachsenden Zahl von Erwerbspersonen und Beschäftigten; allerdings steigt die Arbeitslosigkeit 2024 wieder ansteigen. Die ebenfalls zu beobachtende Unterbeschäftigung kann man dem Verlauf der Phillipskurve entnehmen. Unsicherheit durch die Datenlage und durch Datenrevision: Die Daten wurden von StBA bis zum 1. Quartal zurückgehend revidiert. Das erforderte mehrere Eingriffe in das zugrunde liegende Gleichungssystem. Die demographischen Daten stellen nach wie vor einen weiteren Unsicherheitsfaktor dar, werden aber voraussichtlich durch Zuwanderung weiter steigen. Kritik der November-Prognose: Eine exakte Angabe der Prognosefehler, die für das gerade abgelaufene Quartal aufgrund der inzwischen vorliegenden Daten ermittelt werden können, findet man wie gewöhnlich unter Vierteljährige Prognosefehler. Ein umfaßenders Bild der auf Jahreszahlen bezogenen Prognosegenauigkeit des EMGE liefert die Tabelle bisherige Prognosen. Anläße für Skepsis gegenüber der Prognose? Nach einer aktiven Zeit von mehr als 15 Jahren (die erste Prognose wurde am 2.3.2007 veröffentlicht) hat das EMGE bei den Hauptaggregaten eine hohe Genauigkeit der Ex-post-Prognosen, die in ruhigeren Zeiten zum Teil deutlich und dauerhaft unter einem Prozentpunkt lagen, und eine gute Plausibilität bei den meisten Simulationsergebnissen und Echt-Prognosen erreicht. Angesichts der sicherlich notwendigen, aber für den Prognostiker problematischen, zum Teil berächtlichen nachträglichen Änderungen in den Daten und angesichts der zugrunde liegenden Methodik eines regressionsgestützten Modells kann grundsätzlich nicht angenommen werden, daß mit der Stabilisierung der Strukturen eines empirisch ständig justierten Modells irgendeine Art von Sicherheit bei den Prognosen erreicht werden könnte. Aus diesem Grund wird auch keinerlei Garantie gegeben. Hinzu kommt, daß die Wirtschaft kein autonomes System ist, sondern durch Ereignisse aller Art von seiner "natürlichen" Entwicklung abgelenkt werden kann. Letzte redaktionelle Bearbeitung dieses Kommentars: 02. März 2023
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